Das TORINOKO Projekt – Interview mit Ann-Kathrin Müller

Designerin bei whiteID seit 2015

whiteID Integrated Design erstellte begleitend zur Produkteinführung der Torinoko Kinder-Möbel auch eine zweisprachige Broschüre – worin bestehen die Vorteile eines solchen Allround Projektes?
ANN-KATHRIN MÜLLER: Man kennt das Produkt in- und auswendig. Wir waren von der ersten Skizze bis zum fertigen Produkt im gesamten Arbeitsprozess mit involviert und waren immer auf dem aktuellsten Stand. Somit weiß man genau über das Projekt Bescheid. Das ist natürlich enorm von Vorteil, um es später bewerben zu können. Man muss sich nicht erst Wissen aneignen, um es dann entsprechend wiedergeben zu können für den Konsumenten.

Die Broschüre verwendet eine ganz besondere Bildsprache – was kann man darüber erzählen?
ANN-KATHRIN:
Das Produkt steht ganz klar im Vordergrund. Der Raum mit dem weichen Verlauf im Hintergrund und den Lichtreflexen, die man sonst nur in realen Umgebungen hat machen die Komposition so interessant. Der Hintergrund scheint sich ins Nichts aufzulösen. Gleichzeitig gibt er aber dem Möbel und den Requisiten den nötigen Halt. Die Requisiten – zum Beispiel Ball, Kreisel oder Stofftier – bilden die Brücke zur Alltagssituation in der die Möbel stehen könnten.

Wurde bei den Darstellungen bewusst darauf verzichtet, Menschen abzubilden? Ist das der Internationalisierung geschuldet?
ANN-KATHRIN: Nein, das hat nichts mit der Internationalisierung zu tun, sondern mit dem Kunden-Konzept von Torinoko. Die Möbel sollen Kinder bis ins Jugendalter begleiten und somit war die Zielgruppe schwer nachzuahmen. Unser Ziel war es, die Möbel besonders deutlich, klar und konkurrenzlos darzustellen. Das Produkt sollte der Hauptdarsteller sein. Trotzdem wollten wir eine fröhliche, dynamische Bildkomposition, die Bezug zu Kindern hat, aber sie nicht direkt abbildet.

Worin bestand die größte Herausforderung bei der Gestaltung der Broschüre – im Umgang mit den japanischen Schriftzeichen, der Fotografie oder war es doch etwas ganz Anderes?
ANN-KATHRIN: Sicher, der Umgang mit uns völlig fremden Schriftzeichen ist immer eine gewisse Herausforderung. Da muss man sich ganz auf gute Übersetzer verlassen können. Damit zum Beispiel bei Worttrennungen und solchen Dingen nichts schiefgeht, war eine klare und schnelle Abstimmungen zwischen Japan und Deutschland wichtig – ist aber auch nicht so schlecht, wenn eine Anfrage sozusagen über Nacht bearbeitet wird! Fast noch wichtiger war die Fotografie, die Motiventwicklung. Das fing schon bei ganz banalen Dingen, wie zum Beispiel der Requisitenwahl an. Wir mussten darauf achten, dass wir keinen kulturellen Fauxpas begehen. Zum Beispiel hatten wir Schuhe auf unserer Requisitenliste – in Japan zieht man die Schuhe vor Betreten der Wohnung aus. Dieses Szenario wäre also eher unrealistisch gewesen

Die Broschüre ist auf eine besondere Art gebunden – worum handelt es sich hier? Hat diese spezielle Art der Bindung einen Bezug zu Japan?
ANN-KATHRIN: Es handelt sich hierbei um eine sogenannte „offene Bindung“, die mit einem Fälzelband geschützt wird. Das hat nicht nur praktische Gründe, sondern ist auch eher selten und daher etwas Besonderes. Es hat keinen direkten Bezug zu Japan, schlägt aber doch eine Brücke zum hochwertigen Handwerk des japanischen Buchbinders.

Was hat am meisten Spaß gemacht bei der Bearbeitung dieses Projekts?
ANN-KATHRIN: Ganz klar die beiden Produktshootings im Fotostudio, das „Dekorieren“ der Möbel. Und natürlich (wie bei jedem gedruckten Projekt) ist der Moment, in dem man das fertige Medium in der Hand hält, der schönste!

Vielen Dank, Ann-Kathrin!